Orange Wein (Orange Wine), Raw Wine, Naturwein (Natural Wine oder im franz. Vin Naturel). Einer oder mehrere dieser vermeintlich neuartigen Weinbegriffe sind fast jedem Weininteressierten in den letzten Jahren bereits untergekommen. Gerne werden die Begriffe auch in einem Zuge genannt, wobei sie unterschiedliche Arten von Weinen beschreiben, die sich vor allem in ihrer Machart unterscheiden. Im heutigen Blogbeitrag wollen wir uns die Begriffe etwas genauer ansehen und herausfinden, wie wir sie voneinander abgrenzen können.
Orange-Wein (Orange Wine)
Unter dem Begriff Orange Wein verstehen wir im Grunde Weißweine, die hergestellt werden wie Rotweine. Der Hauptunterschied zu einem klassisch hergestellten Weißwein findet sich in der Phase der Maischegärung. Hier werden der Traubensaft der gepressten Trauben und die Traubenschalen zusammen vergoren. Dies wird auch gerne als "auf den Schalen vergären" beschrieben. Dabei lösen sich deutlich mehr Gerbstoffe (Tannine) und Farbstoffe aus den Traubenschalen als es bei einer Gärung des reinen Traubensaftes der Fall wäre. Zur Herstellung eines "normalen" Weißweins würde genau dieses stattfinden. Durch die zusätzlich gelösten Gerb- und Farbstoffe ändern sich sowohl Farbe als auch das Aromenprofil des Weins. Er wird dunkler, golden oder eben "orange", wie der Name Orange Wein impliziert.
Winzer, die Orange Weine herstellen, produzieren häufig nach biologischen oder biodynamischen Grundzügen, wobei dies keine Voraussetzung eines Orange Weins ist. Die Weine werden dann unter anderem wenig bis gar nicht geschwefelt und kommen gerne unfiltriert auf den Markt.
In diesem Bereich finden wir die Schnittmenge zu
Naturwein (Natural Wine, Vin Naturel)
Bei Naturweinen sprechen wir von Weinen, die möglichst "naturnah" hergestellt werden, also "low-intervention" oder "mininmal intervention". Winzer von Naturweinen versuchen möglichst wenig in die natürlichen Prozesse während der Weinherstellung einzugreifen und kaum bis gar keine Zusatzstoffe oder Schönungsmittel zu verwenden. Naturweine sind in der Regel kaum-filtriert oder unfiltriert, ungeschönt, spontan-vergoren (ohne den Einsatz von Reinzuchthefen) und kaum bis gar nicht geschwefelt. Die meisten Naturweine stammen von Winzern, die biologisch oder biodynamisch arbeiten und die dementsprechenden Zertifikate tragen. Jedoch ist dies keine zwingende Voraussetzung für einen Naturwein.
Die meisten Naturweine sind biologisch oder biodynamisch produziert und tragen auch die damit verbundenen Zertifikate, jedoch ist ein Bio-Zertifikat nicht die Voraussetzung für einen Naturwein. Für einige Winzer ist die Herstellung nach den genannten Prinzipien nichts besonderes, sondern die für sie "traditionelle" Weise, Wein zu produzieren, wie es schon seit Jahrhunderten gemacht wird. Aus diesem Grund verzichten sie auch auf die Herausstellung des Begriffes Naturwein oder ein Bio-Zertifikat. Sie lassen ihren Wein für sich sprechen.
Biowein
Unter Bioweinen finden sich alle Weine, die nach biologischen Grundzügen produziert werden und ein EU oder in Deutschland deutsches Bio-Zertifikat tragen. Die Vorgaben dieser Zertifikate sind weniger streng als die Vorgaben für biodynamische Zertifikate. Bioweine sind zudem per se weder Orange Weine noch Naturweine.
Biodynamischer Wein
Biodynamisch hergestellte Weine werden nach speziellen Richtlinien von diversen Verbänden wie Bioland, Demeter oder Naturland produziert und tragen ein dementsprechendes Zertifikat. Die Vorgaben für einen biodynamischen Wein sind deutlich strenger als die für einen regulären biologischen Wein. Jedoch sind auch biodynamische Weine weder immer Orange Weine noch Naturweine.
Egal ob Orange Wein, Naturwein oder Biowein, der derzeitige Fokus auf diese Begriffe spiegelt eine schöne Entwicklung innerhalb der Weinwelt wieder, hin zu mehr Natur oder im Grunde zurück zur Natur. Seien es junge Winzer, die sich Naturweinen verschrieben haben oder langjährige Winzer, deren Orange Wein-Kreationen nun weltweit mehr Beachtung und Wertschätzung finden. Für uns als Weinliebhaber und Weinentdecker hat diese Bewegung viele positive Aspekte, die wir gerne annehmen.
